Jubiläum: Waspo 98 feiert und testet mit dem Lehrter SV

Geschrieben am 20.08.2024
von Matthias Beckonert

Mit vielen bekannten, aber auch einigen spektakulären neuen Gesichtern geht der amtierende deutsche Meister Waspo 98 Hannover in die neue Spielzeit 2024/2025. Die erste Chance für einen Blick auf den neuen Kader des Titelverteidigers bietet sich am Dienstagabend von 19 Uhr vor den Toren der Landeshauptstadt in Lehrte: Dort gastiert der 14-malige deutsche Meister im Rahmen des 150-jährigen Jubiläums des Lehrter SV mit nahezu komplettem Aufgebot und auch dem neuen Trainer Aleksandar Radovic zu einem Test- und Demonstrationsspiel.

Der Titelverteidiger ist am 5. August in die neue Saison gestartet, hat bisher aber nur trainiert oder repräsentative Aufgaben wahrgenommen. So erfolgte am vergangenen Donnerstag der Eintrag in das Goldene Buch der Region Hannover. Bereits im Juni war der Verein in das Ehrenportal des niedersächsischen Sports aufgenommen worden. Als sportliche Betätigung stand am Wochenende zuvor im heimischen Volksbad Limmer mit der von DM initiierten „Schwimmwette“ ein Spendenschwimmen auf dem Programm, bei dem auch die Ligaspieler für eine hohe Kilometerzahl sorgten. In offiziellen Spielen werden die Niedersachsen aufgrund der Wild Card für die Champions League national wie auch international allerdings erst im Oktober gefordert sein.

Radovic folgt auf Seehafer

Bei dem Jubiläumsauftritt im Lehrter Freibad soll endlich auch der Ball wieder über das Wasser fliegen, wo ebenso die vier Neuzugänge erstmals zum Einsatz kommen: Dazu gehören mit Lukas Küppers und Aleks Sekulic (beide vom ASC Duisburg) und Denis Strelezkij (von Pokalsieger Wasserfreunde Spandau 04) gleich drei aktuelle Nationalspieler und EM-Teilnehmer von 2024, die in der Landeshauptstadt neben sportlichen auch berufliche Ziele verfolgen. Komplettiert wird das Quartett durch den Kroaten Antonio Buha vom französischen Erstligisten Team Straßburg. Nicht mehr in Waspo-Diensten steht nach zwei erfolgreichen Jahren in Hannover dagegen der 2022er-Europameister Andrija Basic, der in seiner kroatischen Heimat beim dortigen Traditionsverein Mladost Zagreb angeheuert hat.

Neue Gesichter gibt es beim Meister aber auch auf der Trainerbank: Nach mehr als zwei Jahrzehnten (!) am Beckenrand hat sich der langjährige Macher Karsten Seehafer verabschiedet, wird dem Verein aber weiterhin als Vizepräsident erhalten bleiben. Der frühere Meisterspieler von 1993 hat in dieser Zeit den Klub nicht nur in die deutsche Spitze zurückgeführt, sondern auch zu einer international gefragten Adresse gemacht. Federführend auf der Bank jetzt der zweimalige Olympiateilnehmer Aleksandar Radovic (2012 und 2016 mit Montenegro) und Luka Sekulic (nicht verwandt mit Ales Sekulic): Beide waren 2015 als Spieler nach Hannover gekommen und hatten Waspo 98 nach langer Durstrecke 2017 erstmals wieder zum Pokaltitel und 2018 dann auch zur Meisterschaft geführt. Seitdem wanderte jedes Jahr zumindest einer der beiden Titel an die Fösse, darunter fünfmal die berühmte Meistertrophäe mit dem Olympiaball von 1928.

Wasserball in Lehrte bereits seit 1949

Der gastgebende Lehrter SV ist mit über 4.000 Mitgliedern und einer Vielzahl von Angeboten der größte Verein im Regionssportbund Hannover und begeht in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum, doch auch die Wasserballer des Klubs haben allen Grund zum Feiern: Seit 75 Jahre wird hier der älteste olympische Mannschaftssport betrieben. Probleme bereitete bei den ersten Partien in der noch kriegsgeschädigten Eisenbahnerstadt jedoch nicht das Bad, sondern das Spielgerät: „Soviel mir bekannt ist, sind Sie noch immer im Besitz des vereinseigenen Wasserballes“, musste noch im August 1949 der neue Vereinsvorsitzende Willi Troß an ein Vereinsmitglied schreiben.

Den Erfolg des Spieles konnten die anfänglichen Probleme jedoch nicht stoppen: In den 60er-Jahren zählten die über Jahrzehnte hallenbadlosen LSV-Wasserballer als dreimaliger norddeutscher Titelträger bundesweit zu den besten Teams bei den damals weitverbreiteten Wettbewerben für „Vereine ohne Winterbad“ (VoW). Mit den neuen Hallenbädern 1970 in Burgdorf und 1975 endlich auch Lehrte ging es in den 70er- und 90er-Jahren um hochkarätige Oberliga-Punkte; ebenso wurde 1997 der Sprung in den DSV-Pokal geschafft. Von 1972 bis 2000 lockte zum Saisonabschluss zudem ein internationales Turnier wiederholt namhafte Teams ins Freibad am Hohnhorstweg.

Sportlich gemächlicher ging es nach der Jahrtausendwende auf Bezirksebene zu, doch auch hier gab immer wieder mal Highlights: 2010 und 2012 brachte es die frühere LSV-Spielerin Tatjana Steinhauer sogar zu zwei EM-Teilnahmen. Dass die Lehrter Männer ausgerechnet im Jubiläumsjahr mit nur einem Punkt am Tabellenende der Bezirksoberliga Hannover dahindümpeln, kann der Verein nach schwierigen Corona-Jahren zumindest sportlich verschmerzen: „Wir wollen jüngere Spieler nach oben bringen“, gibt Mannschaftskapitän Sören Giere als längerfristiges Ziel aus.